Da sind wir nun, am fast südlichsten Zipfel Afrikas. Für ca. drei Wochen soll Kapstadt unsere Heimat sein. Noch in Deutschland buchen wir über Airbnb eine Unterkunft für 5 Tage. Da wir zu dem
Zeitpunkt noch davon ausgehen, dass das Schiff pünktlich eintrifft.
Schon auf dem Weg vom Flughafen zur Unterkunft, kann man deutlich die Kluft zwischen arm und reich erkennen. Von vorherigen Reisen kannten wir es ja schon, doch es ist immer wieder bewegend. Entlang der Autobahn sind einige Wellblechhütten-Siedlungen. An jeder Ecke liegt Müll der hier und dort auch brennt. Die Kinder spielen auf dem Grünstreifen zwischen Autobahn und Blechhütten Fußball und Fangen. Wer ein Fahrrad hat, nutzt den Standstreifen der Autobahn. Der ein oder andere hält sich fit und geht joggen. Auch dies geschieht immer wieder gern auf dem Standstreifen der Autobahn, denn hier gibt es schließlich kein Schlagloch wo man umknicken könnte.
Die ersten Tage wohnen wir im Stadtteil Woodstock, einer der ältesten Stadteile Kapstadts. Entlang der Hauptstraße findet man auch heute noch viele Betriebe die dem Stadtteil ihren Namen verleihen. Sie handeln und arbeiten mit Holz.
Mit dem Uber (eine Art Ruftaxi) sind wir flexibel unterwegs und erkunden die Stadt. Es gibt unglaubliche Prunkbauten, aber eine Ecke weiter sieht man wieder stark zerfallende Gebäude. Auf einer Fahrt mit einem Uber Taxi, sehen wir eine große Brücke, welche jedoch augenscheinlich nie fertiggestellt wurde. Wir fragen unseren Fahrer. Er lacht und erklärt uns, dass der Ingenieur ein großes Gebäude nicht beachtet hat, welches im Weg stand. Somit steht mitten in der Stadt eine halbfertige Brücke. Der Fahrer ergänzt lachend, dass der Ingenieur sogar dafür gefeuert worden ist! Unter einem Teil der Brücke hausen einige Obdachlose mitten zwischen den Fahrstreifen die dort verlaufen. An den Ampeln wird oft gebettelt oder Kleinigkeiten verkauft.
In den Tagen besuchen wir die üblichen „Touristenattraktionen“ Kapstadts. Darunter der Botanische Garten Kirstenbosch, das Two Oceans Aquarium und das bunte Stadtviertel BooKap.
Wir besuchen das District Six Museum, es geht um die Rassentrennung die in den 70er Jahren erwirkt wurde. Es ist bedrückend, was in dieser Zeit hier passiert ist. Eheleute, Familien, Freunde, Nachbarn wurden getrennt und je nach Aussehen bzw. Abstammung in jeweilige Townships geschickt. Die Unterdrückung der Farbigen und dadurch auch die Chancenungleichheit waren enorm.
Bis heute sieht man die krassen Unterschiede. Die Spanne zwischen arm und reich, ist wie eine Steilwand. Die reichen Menschen leben hier in schönster Lage und großen Häusern umringt von zwei Meter hohen Mauern und darauf Elektrozaun. Direkt eine Straßenecke weiter, leben Obdachlose auf dem Mittelstreifen einer großen Straße. Arm und Reich ist hier so nah beisammen und doch so weit von einander entfernt. Corona hat das natürlich nochmal verstärkt, denn staatliche Hilfen gibt es hier keine!
In der Zwischenzeit wechseln wir unsere Unterkunft und ziehen mit unserem wenigen Gepäck, mitten ins Stadtzentrum. Dadurch ist vieles nun zu Fuß zu erreichen.
Nachdem wir uns einiges in der Stadt angeschaut haben, mieten wir uns einen kleinen Wagen. So sind wir flexibler und können ein wenig die Umgebung erkunden.
Wir nutzten den Wagen um nach Simons Town zu fahren wo die Brillenpinguine zu Hause sind, um nach Hermanus zu fahren wo wir viele Wale vom Ufer aus sehen können. Und auch um ganz früh morgens, zum Lions Head zu fahren. Am Fuße des Berges angekommen, wandern wir in der finsteren Nacht hinauf zum Gipfel. Über Stufen und einige felsige Passagen bei denen ein bisschen kletterisches Geschick gefragt ist geht es auf 669m nach oben. Am Gipfel angekommen haben wir einen fantastischen Blick auf Kapstadt bei Nacht – atemberaubend! Nach circa einer halben Stunde beginnt es zu dämmern und wir können den faszinierenden Sonnenaufgang genießen! Die Farben, die Blaue Stunde, das Warten….Es war mega!!!
An der V&A Waterfront, die Shopping und Touristen Meile der Stadt (die wirklich sehr schön (westlich) ist) buchen wir eine Schnorcheltour mit Robben. Da das Wetter dafür nicht so perfekt ist, verblieben wir mit dem Veranstalter, dass er sich meldet wenn wir gutes Wetter dafür haben. Zeit haben wir ja. Nach einigen Tagen ist es so weit, kaum Wellengang, kein Wind und strahlender Sonnenschein. Also los geht’s! Mit dem Schnellboot fahren wir zu einer Robbenkolonie. Dort angekommen sehen wir viele Robben auf den Felsen und einige im Wasser. Also ab ins Wasser! Wir bewegen uns ruhig und die Robben sind neugierig, sie kommen sie bis auf knapp einen Meter an uns ran! Sie drehen sich, tauchen, strecken uns ihre Schnauze entgegen und drehen dann flink wieder ab. Sie tauchen unter uns hindurch, umrunden uns und sind super aufgeweckt. Atemberaubend! Nach ca. einer halben Stunde gehen wir wieder an Bord und machen uns mit guter Musik an Board auf den Rückweg.
Mittlerweile haben wir uns daran gewöhnt lange zu schlafen und überlegen uns beim Frühstück, was wir heute denn so anstellen könnten. Hier und dort blieben wir sofern das Wetter nicht so gut ist auch mal den ganzen Tag in unserer kleinen Wohnung. Dann recherchieren wir Dinge für unsere zukünftige Reiseroute und erledigen noch anstehenden Papierkram.
Nun ist es soweit, das Schiff auf dem unser Container ist soll endlich in Kapstadt ankommen, mit nur 18 Tagen Verspätung. Das Schiff kommt an, doch es kann nicht in den Hafen einlaufen. Es ist schlichtweg kein Liegeplatz frei, also heißt es für die Santa Ursula warten. Es geht in der Bucht vor Anker, na klasse! Am nächsten Tag passiert nichts, doch gegen späten Nachmittag verlässt ein Schiff den Hafen. Nun wird’s spannend, da noch weitere Containerschiffe in der Bucht vor Anker liegen. Doch siehe da die Santa Ursula setzt sich in Bewegung und macht am späten Abend am Kai fest.
Am Samstag, dem nächsten Tag, wird direkt morgens unser Container abgeladen. Von der Spedition heißt es sie bräuchten 48 Stunden um den Container vom Hafen zum Depot zu bringen. Dort fände dann die Zoll Abnahme und die Einfuhr der Fahrzeuge statt. Also denken wir, okay! Montag oder Dienstag wird es soweit sein. Vielleicht in Deutschland aber nicht hier…
Am Montag stehen wir in engem Kontakt mit unserem Agenten, nach hoffen und bangen, kommt abends die Gewissheit. Der Container ist immer noch im Hafen und wird jetzt wohl erst am Mittwoch ins Depot gebracht! Nun heißt es am Mittwochmorgen kommt der Container ins Depot und für Donnerstag ist die Zollabnahme geplant. Das verstehen wir nicht so recht, wenn der doch direkt morgens kommen soll, könnten wir es doch auch am Mittwoch machen. Naja egal was solls, Hauptsache es klappt dann. Der Mittwoch steht vor der Tür und es ist mittags 12 Uhr! Der Container steht nach wie vor im Hafen, wir rechnen schon damit, dass wir unsere Unterkunft nochmal verlängern müssen. Doch dann kommt endlich die Nachricht, der Container wurde um 13:22 Uhr im Depot eingecheckt! Yes!!!
Wir hoffen nun, dass bei der Abnahme alles klappt und dass vor allem noch die gleiche Plombe wie in Bremerhaven an der Tür ist. Wir werden euch berichten!!! Bis demnächst!