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So tickt Botswana

Während wir über eine Woche in der Werkstatt von Brendon in der Nähe von Francistown stehen, sind wir die meiste Zeit unter Locals und lernen sie kennen.  Sie erzählen uns mehr über Botswana und wie das Land so tickt. Es ist wahnsinnig interessant und man bekommt einen Einblick hinter die Kulissen. Anders als, wenn man nur die Fassade des Tourismus kennenlernt.

 

Wir nehmen das Land generell als sehr entspannt wahr. Verglichen mit Südafrika und Namibia scheint der allgemeine Wohlstand hier höher zu sein. Wir werden nur ein einziges Mal angebettelt, sehen kaum Leute „herumlungern“ und alle habe eigentlich vernünftige Kleidung.
Warum dies so ist wissen wir nicht genau, führen es aber auf die hohe Dichte an Mienen zurück. Denn, wie viele afrikanische Länder, ist auch Botswana reich an Bodenschätzen, Gold, Kupfer und andere Metalle werden hier in Mienen gefördert. Dies sorgt für gute Beschäftigung und Kaufkraft in der Arbeiterschicht.

 

Botswana ist ein Binnenland mit ca. 2,4 Mio. Einwohnern. Die Hauptstadt Gaberone liegt im Süden ca. 500km entfernt von der zweit größten Stadt Francistown. Weitere große Städte sind Maun und Kasane.

Die Hauptverbindungsstraßen sind mittelmäßig bis gut asphaltiert. Beim Fahren muss man immer die Straßenränder im Blick behalten, Esel, Kühe und Wildtiere (Giraffen, Elefanten, Paviane…) kreuzen SEHR häufig die Fahrbahn und haben IMMER Vorrang. Eine Kuh anzufahren wird mit einer hohen Geldstrafe geahndet und der Besitzer der Kuh muss die Reparatur des Autos bezahlen (meist durch die finanzielle Lage des Eigners aber nicht möglich). Elefanten attackieren immer mal wieder Autos. Man kann es fast gleichsetzen mit einem Wildunfall bei uns. Allerdings ist das Auto nach der Begegnung mit dem Elefanten Totalschaden.

 

In Botswana sind Behandlungen in Krankenhäusern umsonst, jedoch ist die Ausbildung des Personals eher mangelhaft. Ein Bruch bspw. wird wohl erkannt aber dann einfach nur gegipst, auch wenn eine Operation nötig wäre oder die Schwellung erstmal abklingen muss, bevor gegipst wird. Während unseres Aufenthalts wird Brendan von einem Skorpion gestochen. Der Sohn packt diesen ein, sie fahren zum Krankenhaus. Dort weiß man weder was es genau für ein Skorpion ist noch wie man behandeln soll. Man schickt Vater und Sohn mit der Aussage, sie sollen wieder kommen wenn irgendwelche Komplikationen auftreten, nachhause. In einem Land in dem Skorpione und giftige Schlangen überall und häufig vorkommen!

Altenheime o.ä. Einrichtungen sind nicht vorhanden, sodass ältere Menschen auf ihre Kinder angewiesen sind. Als Rente bekommen die Senioren 400 Pula pro Monat, das ist nichts (ca. 30€).

Kinder lernen das Schwimmen nicht und jedes Jahr zur Regenzeit ertrinken viele, wenn sie auf den Flüssen mit LKW-Schläuchen spielen.

 

Staatliche Schulen bieten nur ein Minimum an Bildung und so schickt, wer kann, seine Kinder auf eine Privatschule. Diese kosten pro Kind bis zu 15.000 Pula pro Monat (1130€).

Kinder besser situierter Familien gehen häufig in Südafrika zur Schule.

 

Ein großes Thema ist hier auch immer der Pass. Erlaubt Botswana nur einen Pass, so ist es in Simbabwe möglich zwei Pässe zu besitzen. Viele Menschen aus Simbabwe kommen zum Arbeiten nach Botswana. Sie haben nach einiger Zeit die Möglichkeit der Einbürgerung, allerdings nur, wenn sie ihren simbabwischen Pass abgeben und den Sprach- und Einbürgerungstest bestehen.

 

Für botswanische Staatsbürger ist es möglich, Land und finanzielle Unterstützung vom Staat zu bekommen, wenn man eine Farm neu aufbauen möchte. Jedoch wird dieses Angebot, so wie wir hören, nicht oft in Anspruch genommen. Auf Nachfrage erklärt man uns, dass es erstrebenswert ist eine Hütte für die Familie (meist 4x4m groß) zu bauen. Kaum einer kommt auf die Idee dieses Konzept auszuweiten und zwei zusammenhängende Räume, größer o.ä. zu bauen.

 

Bevor ein Mann eine Frau heiratet muss sie mind. ein Kind von ihm bekommen haben, denn man muss ja sicher gehen, dass sie fruchtbar ist. Nach diesem Kind muss der Mann der Familie der Frau eine Summe Geld zahlen (Körper der Frau wurde durch das Kind „zerstört“, dafür muss er zahlen). Um die Frau heiraten zu dürfen muss der Mann wieder Geld zahlen (meist um die 1500€). Hinzu kommt, dass er allen Familienmitgliedern der Frau (Mutter, Vater, Geschwistern) für die Hochzeit Kleider und Anzüge kaufen muss. Auch das Catering und alles was dazu gehört ist seine finanzielle Aufgabe. Diese Menge Geld kann kaum einer aufbringen, sodass es häufig nicht zu einer Hochzeit kommt. Es kommt vor, dass die Familie der Frau dann den Kontakt zu diesem Mann verbietet.

Dass Paare hier fremdgehen und Affären haben ist nicht selten. Diese bezahlen sie häufig mit ihrem Leben. Es kommt nicht selten vor, dass der betrogene Partner dann den anderen Partner umbringt.

 

Die Politik ist im Allgemeinen, wie in fast allen afrikanischen Ländern, korrupt und die Wahlen wohl auch manipuliert.

Auch Fortschritt ist eher nicht gewünscht. Kupfer aus den Mienen wird immer auf LKWs transportiert, obwohl es eine Bahnlinie gibt welche man instand setzen könnte und den Transport so erleichtern würde.

Ein weiteres Beispiel ist der Müll. Er wird hier gesammelt, zu einem „Loch“ gebracht und verbrannt. Ein Ausländer bot an eine Anlage zu bauen und zu betreiben welche teilweise recycelt und der Rest gewinnbringend (Stromerzeugung) verbrannt wird. Dies lehnte die Regierung einfach ab.

Botswana hat die Todesstrafe im Gesetzt verankert und diese wird auch noch immer vollstreckt. Dies scheint ein Grund zu sein warum die Kriminalität sehr moderat ist.

 

Strom muss hier im Vorausbezahlt werden. Bspw. An Tankstellen kann man Strom-Karten kaufen mit welchen man zuhause den Stromzähler auflädt (Prepaid). Stromausfälle sind a der Tagesordnung und reichen von wenigen Minuten bis zum ganzen Tag hin. Grund dafür ist die Abhängigkeit von Südafrika. Botswana selbst hat kein Kraftwerk und deckt seinen kompletten Strombedarf durch das Nachbarland.

 

(Angaben ohne Gewähr: wir geben hier nur wieder was wir in unserer Zeit in der Werkstatt durch Einheimische erfahren haben.)