Ab jetzt trägt Linda Kopftuch und lange Blusen bis über den Hintern. Im Iran wird die Sharia (islamisches Gesetz) streng verfolgt und JEDE Frau hat sich an die Kleiderordnung zu halten.
Die Einreise in den Iran ist unkompliziert. Wir haben einen langen Tag hinter uns und wollen eigentlich nur noch einen Platz zum Schlafen finden. Auf dem Weg kommen wir durch eine kleinere Stadt und sehen einen Laden welcher Geld wechselt und SIM Karten verkauft. Dafür reicht die Kraft noch.
Von einem Bekannten von Hanjo wissen wir, dass der Kurs für 1€ momentan bei ca. 290.000 Iranischen Rial liegt. Die Herren im Laden bieten uns 250.000. Das nehmen wir an. Ist zwar weniger aber vielleicht hat sich der Kurs seit unserer Information auch schon wieder geändert. Die SIM Karte soll 10GB + 5GB gratis enthalten. Glücklich, dass wir das schon mal erledigt haben verlassen wir den Laden. Man hört die Männer lachen. Haben die uns beschissen? Wir können es nicht kontrollieren.
Wir fahren noch bis nach Abadan und verbringen die Nacht auf dem Parkplatz eines Parks neben dem Flughafen. Erst ist es recht ruhig, doch je später es wird umso mehr Autos kommen und es wird laut. Wir hören, wie Leute um den Lux laufen und sich lautstark darüber unterhalten. Am nächsten Morgen, im Hellen sieht man erst wie kaputt und schmuddelig dieser Park ist.
Unser nächstes Ziel ist Buschehr am Meer. Auf halber Strecke halten wir und parken den Lux zwischen kleinen Felsen. Gerade kochen wir, als ein Motorrad in unsere Richtung angeknattert kommt. Der Herr spricht uns auf Farsi an. Hanjo erklärt, dass wir kein Farsi sprechen. Er spricht kein Englisch und so fährt er direkt wieder davon.
Nach einer ruhigen Nacht zwischen den Felsen fahren wir weiter bis nach Buschehr. Das Wetter hier ist drückend. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Dazu die Temperatur mit ca. 34C macht es etwas unangenehm hier.
Es ist Freitag. Alles ist geschlossen und so fahren wir etwas ziellos einmal durch die Stadt. Über die App iOverlander haben wir von Farshid erfahren. Er hatte eine Sports Bar. Musste diese aber Corona bedingt aufgeben. Dort hat er in der Vergangenheit immer wieder Reisenden eine Herberge geboten. Nachdem sein Laden pleite ging zeigten ihm zwei deutsche Frauen welche mit dem Rad reisen wie man deutsches Brot backt. Mittlerweile besitzt er wieder einen kleinen Laden und backt nun Brot.
In einer Straße in Buschehr sehen wir einen geparkten Reise-LKW mit französischem Kennzeichen. Wir halten und schauen. Ein Radfahrer spricht uns an und sagt direkt, dass er Farshid ist. Ah, er ist DER Farshid. Direkt werden wir zu Tee, Dusche und Abendessen eingeladen. In seiner Wohnung lernen wir die französische Familie kennen. Sie haben eine 12 jährige Tochter und sind schon 11 Monate mit Umwegen unterwegs. Wir unterhalten uns, trinken Tee und gehen nacheinander duschen. Am Abend zaubern wir Pasta für alle.
Farshid lädt uns für den nächsten Tag ein mit ihm Brot zu backen. Wir schlafen im Lux vor dem Mehrfamilienhaus und auch hier ist die Nacht wieder laut und unruhig.
Farshid fährt mit dem Fahrrad zum Sport während wir frühstücken. Am frühen Nachmittag brechen wir in die Bäckerei auf. Ein kleiner Raum, der Backstube und Verkaufsraum gleichzeitig ist. Er zeigt und erklärt uns alles. Seine Rezepte sind etwas abgewandelt. Das Brot darf hier nicht zu fest sein, dann kaufen es die Iraner nicht, denn hier ist weiches Brot gefragt.
Wir backen 18 Brote. Der Preis pro 600g Laib liegt bei umgerechnet 2,10€, was für den Iran SEHR teuer ist. Und so kaufen eher wohlhabendere und weltoffene Iraner sein Brot.
Während Farshid das Gebäck verkauft fahren wir zurück zur Wohnung und gehen am Abend zusammen mit Farshids Freundin auf den Bazar. Wir kaufen Honig, Tee und eine große Portion einer Currymischung. Auch Geld wechseln wir nochmal. Ohne zu handeln bietet uns der Geldwechsler 295.000 Rial für 1€ an. Aha, also haben uns die Jungs beim ersten Geldwechseln tatsächlich etwas beschissen. Naja, was soll’s. Die 18€ welche wir da haben hängen lassen waren eben Lehrgeld.
Am nächsten Morgen hat Farshid den Besuch der Feuerwache im Hafen für uns organisiert. Er begleitet uns als Übersetzer. Es ist hier im Iran schwierig jemanden zu finden der Englisch spricht. Es wird nicht in der Schule unterrichtet und so ist die Kommunikation manchmal recht mühsam.
Warum spricht Farshid Englisch? Er ist in Teheran geboren aber in Norwegen aufgewachsen. Später ist er in seine Heimat zurück gekehrt. Mittlerweile spricht er skandinavische Sprachen, Englisch und Farsi.
Auf der Feuerwache feiern sie uns wie Helden. Alte Rundhauber und australisches Gerät werden hier eingesetzt. Sie erklären, dass sie hier unter den Sanktionen leiden und daher nicht das Gerät anschaffen können, welches sie gerne hätten. Man merkt, wie unheimlich interessiert die ganze Mannschaft an uns und unserem Wissen ist. Farshid kommt gar nicht so schnell überall mit dem Übersetzen hinterher. Nach gut einer Stunde verabschieden wir uns von den Jungs.
Irgendwie tut unsere SIM Karte nicht mehr. Wir haben Empfang aber können das Internet nicht nutzen. Irgendwas ist faul. Naja, darum kümmern wir uns in Shiraz.
Bei Farshid zuhause duschen wir nochmal und genießen seine selbst gebackenen Schoko Cookies. Dann gehts für uns weiter in Richtung Shiraz.
Mit Hilfe von iOverlander finden wir wieder einen Park mit Toilette und Parkplatz für den Lux. Perfekt für uns. Es ist schon später Nachmittag und wir haben heute keine Lust mehr noch die Stadt zu erkunden. Wir verbringen den Abend damit eine Runde durch den Park zu laufen, zu telefonieren und uns eine Pizza zu besorgen.
Die Nacht ist wie immer. Laut. Es ist auch hier im Iran Ramadan und so sind die Menschen bis spät in die Nacht wach und unterwegs. Ein Riesen Hobby der Iraner ist das Picknick. Überall sitzt man unter Straßenlaternen, isst, unterhält sich und raucht Wasserpfeife.
Am nächsten Tag nehmen wir ein Taxi in die Stadt. Als erstes suchen wir einen SIM Karten Laden auf. Der Herr spricht Englisch und prüft das Guthaben unserer Karte. Sie ist leer. Da waren also nie und nimmer die versprochenen 10GB drauf. Wir erklären dem Herrn was uns erzählt wurde. Er versteht und ist so nett uns 10GB umsonst freizuschalten. So haben wir wenigstens hier nicht auch noch Verlust gemacht. Da haben die uns doch direkt doppelt beschissen. Das erste Mal auf der Reise dass uns jemand über den Tisch gezogen hat. Was soll’s.
Wir sehen uns eine Moschee an, den Bazar, das Fort und ein altes Hamam. Auf dem Bazar kaufen wir wieder Tee und Safran. Auch eine Schachtel mit Süßigkeiten „läuft uns über den Weg“. Die Stadt zu erkunden macht wirklich Spaß. Anstrengend ist jedoch das Verständigungsproblem und die Währung. Der Iran hat eine solche Inflation erlebt, dass die Zahlen so riesig sind, dass man sich eine Unterwährung überlegt hat. Oft nennen uns die Händler den Preis mit Hilfe des Taschenrechners in Toman. Was ist denn Toman? Es dauert ein bisschen bis wir dahinter kommen. Sie lassen immer eine Null weg. Wir müssen also an den Preis immer eine Null anhängen und dann durch unseren Wechselkurs teilen. Der Iran ist sehr günstig. Aber diese Rechnerei nervt wirklich!
Wir übernachten die zweite Nacht wieder am Park. Den Morgen danach fahren wir zu einer weiteren Moschee. Diese ist recht bekannt, denn am Morgen fällt das Sonnenlicht durch die bunten Glasfenster und hüllt den Gebetsraum in ein fantastisches Licht. Seit langem sehen wir hier tatsächlich mal wieder internationale Touristen bzw. Reisegruppen.
Shiraz hat uns gut gefallen. Ca. 70km nördlich der Stadt besuchen wir Persepolis. Eine antike und sehr beeindruckende archäologische Städte. Die Säulen und allerhand anderer behauener Steine sind gigantisch. Auch hier treffen wir wieder auf internationale Touristen. Richtig ungewohnt.
Am gleichen Tag fahren wir noch in den Süden von Shiraz zum Maharlu See. Es ist ein pink gefärbter Salzsee und der Lebensraum für eine große Zahl an Flamingos. Wir machen Bilder, erkunden das Salzwasser barfuß und packen etwas Salz als Souvenir ein. Da es schon spät ist beschließen wir die Nacht einfach hier zu bleiben. Die Straße ist zwar recht dicht am See, aber für eine Nacht gehts.
Frühstücken wollen wir hier nicht mehr. Über Nacht hat der See begonnen nach faulen Eiern zu stinken (H2S). Und so fahren wir los in Richtung Kerman. Weit kommen wir an diesem Tag jedoch nicht. Auf der Gegenspur sehen wir zwei Radreisende mit einer Deutschlandfahne. Schnell drehen wir und halten die beiden an. Uwe und Jule sind seit ziemlich genau einem Jahr unterwegs und haben ein weiteres vor sich. Über zwei Stunden stehen wir am Straßenrand und unterhalten uns während hupend Autos und LKWs an uns vorbei fahren. Ab und an hält auch jemand und will wissen wo wir herkommen. Diese Frage verstehen wir mittlerweile auf Farsi und antworten dann immer mit „Aleman“. Dann ist die Konversation meist auch schon vorbei und die Leute fahren weiter.
Auch wir fahren irgendwann weiter. Bis nach Kerman schaffen wir es nicht mehr und so nehmen wir von der Hauptstraße einen kleinen Weg und stehen neben einer Pistazienplantage. Während wir Nudeln kochen kommen zwei Ranger auf Motorrädern vorbei. Sie gehören zum nahegelegenen Nationalpark. Mit der Google Translate App verständigen wir uns und dürfen nach der Kontrolle der Pässe für die Nacht bleiben.
In Kerman angekommen kaufen wir noch ein und fahren wieder einen Park zum Übernachten an.
Der Lux ist wieder mal die Attraktion. Im Iran fährt man hauptsächlich Saipa. Eine iranische Automarke welche einen Kleinwagen und einen Pickup produziert. Weiterhin gibt es Peugeot, allerdings fast nur den kleinen 206, welcher hier im Iran als Lizenzbau gebaut wird. Natürlich auch so gut wie nur in weißer Farbe. Andere Autos werden kaum bis gar nicht importiert, da sie wegen der Sanktionen gar nicht importiert werden können oder von der Regierung mit so hohen Zöllen belegt werden, dass sie das dreifache des deutschen Neupreises kosten. Und das kann sich natürlich keiner leisten. Damit besteht der iranische Verkehr aus weißen Kleinwagen, blauen Pickups und Rundhauber LKWs (alte Mercedes und neue die so aussehen aber von den Chinesen gebaut werden).
Alle am Lux Interessierten sprechen natürlich wieder kein Englisch und so sagen wir nur 100 Mal „Aleman“.
Später am Abend kommt eine Familie vorbei und der Vater spricht tatsächlich Englisch, denn er hat Englisch studiert. Wir unterhalten uns etwas und am Ende des Gesprächs fragt er, ob wir etwas bräuchten. Ja, um ehrlich zu sein Wasser. Das ist ja kein Problem. Behnam besitzt einen kleinen Autoladen und lässt uns dort Wasser tanken. Natürlich gibt es auch Tee und ins Restaurant zum Abendessen werden wir auch noch eingeladen. Wir erzählen von dem Problem des Dieseltankens. Behnam schreibt uns einen Zettel auf Farsi welchen wir nächstes Mal den LKW Fahrern zeigen sollen. Die Tochter, der Sohn und die Frau sprechen leider kein Englisch und so übersetzt Behnam viel und Google Translate glüht wieder. Wir erfahren wieder viel über das Land. Mit der Regierung ist man hier nicht so zufrieden. Deren Entscheidungen wären oft gar nicht nachvollziehbar und auch das Festhalten am Islam wird hier kritisch gesehen. Nach dem Essen fragt er nochmal, ob wir sonst noch etwas bräuchten. Es ist uns fast peinlich aber eine Dusche wäre noch gut. Klar kein Problem, morgen früh am Laden?! Ja, super! Und so schlafen wir auf dem Parkplatz des Parks und duschen am Morgen im Autohaus. Eigentlich wollen wir uns Kerman anschauen, aber es ist Freitag. Behnam meint, dass fast alles zu hat und es sich nicht lohnen würde.
Wir beschließen also erst in Richtung der Wüste Lut zu fahren. Zwischen Kerman und der Lut liegt eine Gebirgskette. Die höchste Stelle passieren wir bei ca. 2880m ünN wo die Temperatur nur noch bei 9C liegt. Die Wüste darf man nur mit einen Guide und einem Permit besuchen. Beides haben wir nicht und so wollen wir nur in den kleinen Teil welchen man frei besuchen darf. Je näher wir kommen um so heißer wird es. Wir fahren eine kaputte Asphaltstraße die zu einem verlassenen Camp führt und mehrmals unterbrochen ist. Hier beginnt unser Track den wir fahren wollen. Man sieht, dass der Boden mal sehr nass gewesen sein muss. Der getrocknete Schlamm knackt unter den Reifen. Nach den ersten 1,5km merken wir, dass der Lux sich schwertut. Er sinkt etwas mehr ein als die ganze Zeit. Und plötzlich bleiben wir im Matsch stecken. Hanjo probiert noch einmal alle Register des Geländewagens. Aber die Reifen sind völlig zugesetzt mit Schlamm und wir graben uns nur tiefer ein. Das Thermometer zeigt 46C. Bevor wir größere Geschütze zur Bergung auffahren versuchen wir es mit der einfachsten Methode und senken den Reifendruck erneut auf nun 0,5bar. Und siehe da, der Lux fährt aus dem Matsch. Die Hitze ist unbeschreiblich. Wir wägen unsere Möglichkeiten ab und entscheiden uns für Rückzug. Es ist zu heiß, wir sind nur ein Auto und die Gefahr sich nicht mehr selbst helfen zu können zu groß.
In den Bergen war es schön kühl und eine kleine Auszeit von zwei Tagen wäre schön. Wir finden einen tollen, einsamen Platz und verbringen über Ostern zwei ruhige Nächte und entspannte Tage zum wieder auftanken in den Bergen.
Dann ist leider das Internet leer und zwingt uns wieder in die Stadt zu fahren. Schnell ist in Kerman ein SIM Karten Shop gefunden und wieder 10GB für umgerechnet 1,36€ aufgeladen. Auf dem Weg raus aus der Stadt in Richtung Yazd finden wir trotz Ramadan ein gut besuchtes Restaurant. Wir essen Kebab Spieße mit Reis, jeder ein Getränk und zahlen 6,34€.
Auf halber Strecke nach Yazd parken wir etwas abseits der Straße und übernachten.
Wir fahren weiter und halten unterwegs an einer Tankstelle. Die Schlange der LKW ist lang. Wir mogeln uns durch nach vorne und fragen mit dem auf Frasi geschriebenen Zettel ob wir auf die Karte eines LKW Fahrers tanken können. Kurz darauf tanken wir. Der Fahrer eines orangenen Rundhaubers drängelt sich an allen LKW vorbei nach vorn. Andere LKW Fahrer steigen aus und es wird sehr laut diskutiert. Am Ende siegt aber die Frechheit und der Rundhauber tankt.
Wir bekommen 100l und zahlen umgerechnet ziemlich genau 1€ dafür. Also den offiziellen, subventionierten Preis. Obendrauf gibt es noch zwei riesige Melonen geschenkt. Puh, die müssen wir irgendwie loswerden.
Angekommen in Yasd steuern wir das „Silk Road Hotel“ an, welches unter Overlandern bekannt ist und Hanjo auch schon 2015 auf seiner Reise besucht hat. Auf dem Parkplatz stehen bereits ein deutscher VW Bus und ein Hilux mit Dachzelt aus Belgien.
Wir können Parken und Toilette und Dusche umsonst nutzen. Dafür essen wir jeden Tag eine Mahlzeit in der Lobby.
Wir besichtigen die Altstadt und laufen durch die schmalen Gässchen. Schön. Überall darf man hinein schauen, es duftet und werkelt in jeder Ecke. Eine aufwendig verzierte Moschee reit sich an die nächste und man kommt kaum aus dem Staunen heraus. Am Abend sitzen wir mit dem belgischen Pärchen zusammen. Lea und Matthias haben beide gerade das Studium abgeschlossen, sind Anfang 20 und mit 10.000€ einfach los, solange das Geld reicht. Wir tauschen Reisegeschichten aus und verbringen einen netten Abend.
Am Morgen unterhalten wir uns mit Walter und Verena. Sie sind aus München und haben 5 Monate Zeit. Während wir an den Autos stehen kommt eine Reisegruppe vorbei. Die beiden Münchner kennen zufällig zwei der Reisenden und so kommen wir zu sechst ins Gespräch. Christian und Andrea sind normalerweise auch mit einem VW Bus unterwegs. Aber diesmal mit einer geführten Tour auf Motorrädern im Iran. Nach 2 Stunden vor der Tür setzten wir uns alle zusammen in die Lobby und essen eine unserer Melonen auf. Wieder werden die wildesten und interessantesten Reisestories erzählt. Bei 8 Reisenden kommt da auch was zusammen.
Am Abend erkunden wir Yasd nochmal im Dunkeln. Am Tag danach warten wir auf unsere Wäsche und verbringen die Zeit mit Bilder bearbeiten. Die beiden Belgier sind los zu einer nahegelegenen Oase.
Nachdem wir die Wäsche haben entscheiden wir ihnen zu folgen.
Mehrere kleine Seen zwischen Sanddünen. Cool. Wir führen Matthias ein bisschen ins Offroadfahren ein während Lea sich das Ganze lieber von außen ansieht. An einem der kleinen Seen beschließen wir die Nacht zu verbringen. Doch kurz nachdem wir die zweite Wassermelone angeschnitten haben überfallen uns Schwärme von Moskitos. Und so fahren wir zwei Dünen weiter, weg vom Wasser. Auch dort sind nach kürzester Zeit viele der Plagegeister. Zu viert sitzen wir also den Rest des Abends in unserer Wohnkabine und unterhalten uns.
Eigentlich wollen wir nur Frühstücken und dann unsere Wege trennen. Doch die Gespräche sind so vertieft, dass es bis 15 Uhr dauert bis wir los kommen. Bevor wir fahren entdeckt Hanjo an unserer Funkantenne eine verunglückte Fledermaus. Sie muss in der Nacht irgendwie dagegen geflogen sein. Ihr Flügel ist so sehr verletzt, dass sie nicht mehr fliegen kann. Auch sieht die Verletzung nicht so aus als würde das nochmal heilen können. Um die Fledermaus nicht einfach der Wüstensonne zu überlassen erlöst Hanjo sie. Danach füllen wir den Reifendruck beider Autos auf und verabschieden uns.
Wir fahren in Richtung Isfahan. Wollen aber vorher noch einen Salzsee besuchen. Auf dem Weg finden wir eine alte Caravanserei. Eine Art "Hotel" aus der zeit der Caravanen. Zum Abend sind die Menschen mit den Kamelen hier eingekehrt um Rast zu machen. In der Mitte des Baus befindet sich eine Quelle, sodass Wasservorräte aufgefüllt und die Kamele getränkt werden konnten.
Mitten in den Bergen finden wir einen Platz zum übernachten und fahren am nächsten Tag weiter zum Salzsee. An der Stelle an welcher wir ihn anfahren wollen ist es zu matschig für den Lux und so fahren wir gut 60km um den See herum zum „offiziellen Eingang“.
Ein älterer Herr empfängt uns, spricht aber wieder nur Farsi. Mit Google Translate ist schnell alles geklärt und wir zahlen einen kleinen Betrag um die Salzmine sehen zu können. Durch den matschigen Schlamm fahren wir bis wir weiße Haufen sehen. Ein Radlader ist dabei das weiße Gold umzuschichten, sodass es trocknet.
Hassan sieht uns und steigt aus seinem Caterpilar. Mit ein paar Bröckchen Englisch erklärt er, dass sie die salzige, schmutzige Oberfläche abtragen und sich die Senke dann mit salzigem Wasser füllt. Ab und an wird das Salz dann vom Rand mit dem Radlader abgetragen und auf Haufen geschüttet. Diese werden in der Sonne trocknen gelassen. Zur weiteren Verarbeitung bringen LKW das Speisesalz nach Isfahan. Hanjo macht einige Bilder und wir schenken Hassan einige Datteln.
Am Ausgang lädt der ältere Herr uns noch in sein Schrankenwärterhäuschen auf einen Tee ein.
Nachdem wir den Salzsee verlassen ist der Lux voll mit Salz. Eine glänzende milchige Schicht überzieht nahe zu den kompletten Unterboden. Wir müssen also waschen. Von seiner Reise in 2015 kennt Hanjo noch ein Carwash in Isfahan. Der Chef möchte den Lux aber nicht von unten waschen, da er ihn mit seiner Hebebühne nicht anheben kann. Zu schwer. Er nennt uns mit GoogleMaps eine andere Autowäsche. Diese können wir jedoch nicht finden. Unter dem Suchbegriff „Carwash“ spuckt GoogleMaps etwas in der Nähe aus. Hier haben sie eine Grube und können auch von unten waschen. Für 5€ wird der Lux (nachdem Hanjo wieder etwas mitgeholfen hat) wieder entsalzt und sauber.
Wir steuern ein Hostel in Isfahan an, werden herzlich empfangen, Parken den Lux und treffen eine Menge anderer Reisender. Zum Essen laufen wir in die Stadt. Zur Abwechslung gibts heute mal Burger mit Pommes für uns. Auf dem Rückweg kommen wir auf einem großen Platz vorbei (Naqsh-e Jahan Square). Er ist voller Menschen, auch wenn die Geschäfte fast alle geschlossen sind. Es ist Freitag Abend und halb Isfahan macht hier Picknick, was sowieso das größte Hobby der Iraner ist.
Die Feuerwehr ist mit einem großen Scania Löschfahrzeug auch auf dem Platz. Schnell hat das Gefährt Hanjos ganze Aufmerksamkeit. Eine Dame übersetzt zwischen uns und den Feuerwehrleuten und wir erfahren, dass sie 10.000l Wasser auf dem Auto haben und hier eine Brandwache halten aufgrund dessen, dass der Platz so voll ist.
Nach einer Weile verabschieden wir uns und laufen zurück zum Hostel.
Am nächsten Morgen unterhalten wir uns mit einigen Reisenden und Updaten die Website. Gegen Nachmittag machen wir uns auf den Weg um etwas zum Mittagessen zu finden. Heute ist ein Feiertag, Samstag und Ramadan. Wie schon befürchtet gehen wir leer aus. Einige kleine Tante Emma Läden sind geöffnet und so kaufen wir Eier, Mehl und Butter. Mit weiteren Zutaten aus dem Lux machen wir in der Küche des Hostels Kaiserschmarren. Der Abend plätschert so vor sich hin. Nachdem fast alle am Morgen abgereist sind.
Den nächsten Tag verbringen wir in der Stadt. Wir schauen allerhand Sehenswürdigkeiten an (Brücken, Moscheen, Paläste) und treffen am Abend eine Dame deren Kontakt wir über einen Bekannten von Hanjo bekommen haben. Wir möchten einen Teppich kaufen und haben Bedenken, dass wir zu viel Geld für mindere Qualität bezahlen. Roksharee begrüßt uns herzlich und wir betreten direkt am Treffpunkt einen Teppichladen. Der Händler erklärt, dass es nicht DEN persischen Teppich gibt. Je nach Herstellungsregion variieren Material, Muster und Knotentechnik. Am Ende entscheiden wir uns für einen Läufer in der nomadischen Machart „Glim“.
Roksharee lädt uns noch in ein Museum ein welches eigentlich längst geschlossen ist (20 Uhr). Sie hilft hier ab und zu aus und ruft den Herrn an, welcher der Hausmeister ist. Wir bekommen eine private Führung durch die Räumlichkeiten des Hauses eines alten Imams, welcher auch dort begraben ist.
Anschließend werden wir noch zu Roksharee nachhause eingeladen. Die Mutter hat ein traditionelles iranisches Gericht vorbereitet. Kartoffeln, Bohnen, Kichererbsen und Fleisch werden zusammen gekocht und dann zu einer Art Brei gestampft. Gegessen wird das Gericht dann mit Brot, frischen Kräutern und Joghurt. Es ist 22:30 als wir essen. Für uns gab es heute bisher nur Frühstück und so essen wir beide alles auf.
Während des Ramadan gibt es drei besondere Nächte in welchen verschiedenen, verstorbenen Imamen gedacht wird. Heute ist die letzte davon und so läuft im Fernsehen die traditionelle Zeremonie. Roksharee zeigt uns im Keller noch ihr kleines Atelier. Sie malt. Wunderschön. Ein Bild eines Kamels, gemalt auf Kamelknochen gefällt Hanjo so gut, dass wir es kaufen.
Gegen 0:30 verabschieden uns und nehmen ein Taxi. Der Tag war so lang, so viel Neues wieder. Wir sind todmüde. Als wir im Hostel ankommen sind auch Lea und Matthias angekommen. Alle freuen sich über das Wiedersehen und so ist es 2 Uhr bis wir im Bett sind.
Am nächsten Tag gehen wir nochmal los bzgl. eines Teppichs. Denn eig. wollten wir einen normalen, rechteckigen. In einem Laden in welchem wir zuvor schon einmal waren werden wir nach zwei Stunden hartem Aussortieren und Entscheiden fündig. Der Preis erscheint uns ebenfalls fair und so kaufen wir den zweiten und letzten Teppich für unser Haus.
Zum Mittagessen finden wir wieder nichts. Der Ramadan geht uns langsam sehr auf die Nerven. Über Tag haben fast alle Restaurants geschlossen. Am Abend öffnen sie erst zwischen 19:30 und 20 Uhr. Und so kaufen wir Obst und machen zum Mittag einen Obstsalat. Gegen späten Nachmittag ziehen wir nochmal mit Lea und Matthias los. Sowohl sie als auch wir wollen noch ein paar kleinere Souvenirs shoppen. Wir sehen viele Handwerker (Malereien, Metallarbeiten, Holzarbeiten…) bekommen viel Erklärt und lernen mehr über Safran. Nach den Erledigungen stehen wir pünktlich um 19:30 Uhr vor einem Restaurant. Es ist wunderschön. Wir sitzen in einem tollen Innenhof und man sieht, dass hier Moderne und Tradition perfekt mit einander einhergehen. Wir lassen es uns ein bisschen gut gehen und zahlen incl. Hauptgericht, Nachtisch und Getränke gut 20€. Damit ist das Restaurant für iranische Verhältnisse eher Hochpreisig.
Am nächsten Morgen haben wir Mühe alle Errungenschaften im Lux zu verstauen. Nachdem dies geschafft ist repariert Hanjo noch Leas und Matthias Campingkocher und dann verabschieden wir uns. Allerdings nur mit den Worten: „See you very soon!“ Denn wir haben fast die gleiche Reiseroute, sodass es vorprogrammiert ist, dass wir uns wieder sehen werden.
Eigentlich wollten wir nach Teheran. Haben aber gehört, dass es schwierig geworden ist in der Stadt zu übernachten (im Lux) und irgendwie haben wir gerade auch genug von Stadt. Unser Visum ist noch ca. 10 Tage gültig und wir entscheiden Teheran aus zu lassen und statt dessen etwas in den Nordwesten zu fahren. Wir planen ca. 5 Tage bis nach Tabris und von dort über die Grenze nach Armenien zu fahren.
Beim Verlassen von Isfahan versuchen wir wieder was zum Mittagessen zu finden. Wie so oft, vergeblich und so gibt es Kekse.
Wie so oft biegen wir am Abend einfach von der Straße ab und schlafen hinter einem kleinen Hügel.
Am nächsten Morgen schmieren wir die Blattfedern ab und fahren weiter. Wir erreichen Chorramabad. Nicht besonderes. Mal wieder eine iranische Kleinstadt. Kurz dahinter finden wir wieder eine Picknick Area. Hanjo lenkt den Lux etwas in die Büsche und wir übernachten. Auch der nächste Tag ist nicht viel aufregender. Wir erreichen die iranische Region Kurdistan und durchqueren Kermanschah und Sanandadsch. Auch hier schlafen wir wieder einfach etwas abseits der Straße.
Was noch zu erwähnen oder erzählen ist, ist die Neugierde und Gastfreundschaft der Iraner. Wir wissen nicht wie viele Selfies wir schon mit jemandem schließen mussten. Im Straßenverkehr wird ständig gehupt und gewunken. Der Lux ist permanent die Attraktion. Und spätestens wenn wir sagen, dass wir Deutsche sind wir auch. Anfangs ist das noch ganz lustig. Mit der Zeit merken wir, dass es uns mehr und mehr auf die Nerven geht. Man kann nicht einfach schnell Gemüse kaufen. Das dauert mindestens eine halbe bis eine Stunde. Auch wenn die Menschen kein Englisch sprechen kommen sie trotzdem auf einen zu und versuchen zu kommunizieren. Das kann sehr anstrengend sein. Daher sind wir häufig froh, wenn gerade mal niemand um uns herum ist.
Es gibt Obstsalat zum Frühstück. Das Fladenbrot, Pfannkuchen oder Kaiserschmarren können wir langsam nicht mehr sehen. Wir fahren wieder durch die schöne hügelige und leicht grüne Landschaft Kurdistans. Dabei bewegen wir uns permanent zwischen 2000 und 2600 münN. In einem kleinen Dorf entdecken wir ein Restaurant/Imbis welcher wohl auf hat. Tatsächlich steht trotz Ramadan seit langem mal wieder etwas warmes zu Essen am Mittag auf dem Tisch. Kebab (ein Fleischspieß) mit Reis. Beim Essen spricht uns ein Herr an. Er kann ein wenig Englisch und stellt die gleichen Fragen wie immer alle. Aus welchem Land wir kommen, wie lange wir schon im Iran sind und wo hin wir als nächstes wollen. Schon etwas gelangweilt, aber um Höflichkeit bemüht spulen wir die Antworten ab. Als der Mann fertig ist mit Essen tritt er an unseren Tisch (wir sind noch mitten am Essen). Mit wenigen Worten Englisch sagt er, dass er für uns zahlen wird. Wir versuchen abzulehnen, wollen selbst zahlen. Unmöglich. Und so ist unser Mittagessen heute umsonst. Auf der anderen Straßenseite kaufen wir noch Eier und ein paar Kleinigkeiten in einem der Milliarden von Tante Emma Läden und fahren dann weiter.
Nächstes Ziel ist heute eine Höhle. Es ist Freitag und somit ein bisschen was los. Die Iraner picknicken und grillen mal wieder hier was das Zeug hält. Die Landschaft um die Felsen in welchen sich die Höhlen befinden ist wunderschön. Viele Schwalben fliegen umher und die Bienen Summen laut.
Wir steigen die Stufen hinauf und kommen an einem kleinen Tisch vorbei welcher der Ticketschalter ist. Auf dem Schild ist der Eintrittspreis genannt. Linda kann mittlerweile die Zahlen der arabischen und persischen Schrift lesen und so wissen wir dass der Eintritt 500.000 Rial/Person ist (ca. 1,70€). Der Herr am Schalter verlangt den doppelten Preis. Wir fragen warum und Linda zeigt ihm das Schild. Er macht große Augen und berechnet dann die richtige Summe. Hanjo fragt noch Einheimische, was nun richtig ist und sie bestätigen die 0,5 Mio. Rial. Ja ja, wir sind halt Touristen. Alle Iraner die hier gerade ihren Freitag verbringen beäugen uns. Wieder müssen wir unzählige Selfies mit irgendwelchen Menschen machen oder werden einfach so fotografiert, ohne dass gefragt wird. Der Lux natürlich schon drei Mal.
Die Höhle ist ein verwinkeltes Labyrinth. Interessant, wenn man sich vorstellt, dass sie natürlich ist und hier früher Menschen drin gewohnt haben. Wir drehen eine Runde durch das Höhlen- und Gängesystem und steigen dann die Stufen hinab.
Am Tickettisch kommt der Mann wieder auf uns zu und hat mit einer Übersetzerapp übersetzt, dass wir doch noch eine halbe Millionen nachzahlen müssten. Wir erklären ihm wieder sein eigenes Schild und gehen dann einfach weiter. Wenn sie mehr Geld von den Touristen wollen, müssen sie ihre Schilder erneuern.
Von der Höhle fahren wir noch wenige Kilometer Richtung Norden und finden einen schönen Platz auf einer Anhöhe. Zwei Männer stechen im Feld Unkraut. Wir fragen mit Händen und Füßen, ob wir hier neben dem Feld übernachten können. Kein Problem. Kurz nachdem wir geparkt haben regnet und gewittert es. Für uns der erste richtige Regen seit über vier Monaten. Auch kühler ist es jetzt hier in den Bergen und häufiger bewölkt.
Linda erklärt die FlipFlop Saison erstmal für beendet und steigt auf ihre geschlossenen Schuhe um. Doch was ist das?! Im rechten Schuh ist hinten an der Ferse alles aufgerieben. Das Laufen schmerzt ein wenig. Wir kommen durch eine kleine Stadt. Kaufen Lebensmittel ein und Linda entdeckt tatsächlich den kleinen Stand eines Schuhmachers. Fix hat er hinten in den Schuh etwas hinein genäht und das Laufen geht wieder besser. Für die letzten 3 Monate werden die Schuhe es wohl so noch tun.
Nach ein paar Kilometern und wieder lustigen Transportgespannen finden wir wieder einen Platz für die Nacht.
Am nächsten Morgen fahren wir nach Tabriz. Auf dem Weg mal wieder eine Polizeikontrolle. Gleiches Spiel wie jedes Mal… Sie halten uns an, sprechen kein Englisch und fragen zehn mal, ob wir Farsi sprechen. NEIN! Warum sollten Touristen, mit einem ausländischen Kennzeichen und einem, für den Iran, sehr speziellen Fahrzeug Farsi sprechen?! Natürlich bleiben wir während der ganzen Prozedur immer sehr freundlich. Aber gut, dass sie nicht unsere Gedanken lesen können.
In Tabriz erhoffen wir uns ein Hotel zu finden welches uns ein Bad nutzen und im Auto auf dem Parkplatz übernachten lässt. Der Verkehr in der Stadt ist schrecklich. Nach vier Hotels, die unser Vorhaben alle ablehnen, geben wir auf. Durch Zufall finden wir einen Parkplatz und gehen nochmal Gemüse einkaufen. Anschließend verlassen wir etwas genervt und enttäuscht die Stadt.
Nach einer Weile finden wir ein Restaurant, essen dort und der Herr hilft uns die SIM Karte wieder aufladen.
Abseits der Straße verbringen wir die vorletzte Nacht im Iran.
Wir fahren nur ein Stück weiter und wollen an der letzten Tankstelle vor der Grenze, für diesen unschlagbaren Dieselpreis, voll machen. Eine kleine Tankstelle, nur ein LKW da. Hanjo versucht sein Glück. Der Tankstellenwart nickt unwirsch ab. Der Trucker sagt er kann nur aus seinem Tank abzapfen und dafür bräuchten wir einen Kanister. Mist. Haben wir nicht. Aber Moment, im Dorf gibt es mehrere Gemischtwarenhändler. Vor einem der Läden stehen Kanister. Schnell kaufen wir einen für umgerechnet ca. 0,80€.
Der unfreundliche Tankwart möchte auch nicht, dass wir die Prozedur auf seinem Grund durchführen. Und so fahren wir um die Ecke und bleiben am Straßenrand stehen. Hanjo und der LKW Fahrer krabbeln unter den Rundhauber. Lauthals gibt der Herr zu verstehen, wie toll sein deutscher Mercedes ist. Der Kanister wird voll gemacht und dann mittels eines Trichters in den Lux entleert. Ein Selfie und die 20l sind umsonst.
Kurz hinter dem Dorf finden wir eine freie, ebene Fläche. Hier in den Bergen ist es schon deutlich schwieriger einen Platz für die Nacht zu finden. Wir bleiben auf besagter Fläche einfach stehen. Am Abend kommt ein Einheimischer mit Motorrad vorbei und fragt das Übliche, will ein Selfie machen und zischt wieder ab. Zwei Stunden später sehen wir die Polizei vorbei fahren, denken uns dabei aber nichts, da es ja die Hauptstraße ist.
Eine halbe Stunde später kommen sie zurück mit einem PickUp im Schlepptau.
Essen ist fertig. Nudelauflauf mit Brokkoli.
Sieben Männer steigen aus, zwei schwer bewaffnet. Och nö, nicht am letzten Abend, nicht beim Essen.
Es hilft nichts, wir krabbeln aus der Kabine. Einer der Männer, der nicht mal drei Brocken Englisch spricht, wird von den anderen vorgeschickt. Er sagt, sie wollen nur unsere Pässe sehen. Ok, kein Problem, hier bitte.
Woher wir kommen, wohin wir wollen, was wir hier machen. Hanjo packt die Irankarte mit der eingezeichneten Route aus. Damit sind sie zufrieden. Ja, aber hier können wir nicht bleiben. Es ist eine gefährliche Gegend. Es gibt gefährliche Tiere. Aha und welche? Darauf haben sie keine Antwort. Man merkt der Stimmung aber an, dass an diesem „freundlichen“ Auffordern des Verlassen des Platzes nichts zu ruckeln ist.
Unwirsch packen wir Essen, Abwasch und alles zusammen. Wir sollen ins Dorf zu einem Park fahren. Der „Park“ sind ca. 5m Wiese neben der Hauptstraße mit Spielgeräten und einer öffentlichen Toilette welche man nicht freiwillig benutzen möchte.
Wir haben wenige Lust praktisch mitten auf der Straße zu schlafen und so warten wir bis die Kontrollarmada weg ist. Im Halbdunkeln suchen wir einen neuen Platz. Beide sind wir ziemlich genervt von der Aktion. Letzten Ende bleiben wir unweit des Dorfes hinter einem kleinen Hügel auf einem Feldweg stehen.
Was lernen wir?! Auch nach über 9 Monaten unterwegs sollte man nicht die eigenen Regeln zur Wahl eines Stellplatzes über den Haufen werfen. (Blog Link)
Der Wecker wird auf 5:45 Uhr gestellt. Wir wollen hier weg sein, bevor uns wieder irgendjemand sieht und es vielleicht nochmal Ärger gibt weil wir nicht am „Park“ übernachtet haben.
6:15 Uhr wir sind angezogen, der Lux ist gepackt los zur armenischen Grenze.
Der Feldweg geht durch bis auf die Hauptstraße, sagt GoogleMaps. Leidvoll müssen wir wieder einmal feststellen, dass Dr. Google nicht immer Recht hat. Der vermeintlich trockene Feldweg ist mittlerweile von hohem Gras zugewachsen, seitlich abschüssig, eine tiefe Rinne in welcher Wasser läuft und richtig matschig noch dazu. Linda muss aussteigen um genaue Angaben zum Fahren/Lenken zu geben. Wir bleiben zwei Mal fast stecken. Kurz bevor wir es geschafft haben rutscht der Lux auf dem extrem matschigen und lehmigen Boden. Mit beiden Rädern der Rechten Seite steckt er in dem schmalen, aber tiefen Graben. Beide halten wir die Luft an, Linda draußen, Hanjo drinnen. Es fehlt echt nur noch ein klitzekleiner Funken und der Lux kippt um und hebt dabei auch noch ein Rad in die Luft. Das Adrenalin ist auf Anschlag. Dazu bellen uns zwei Straßenköter an und wir befinden uns direkt am Zaun eines Grundstückes.
Na Bravo. Das „leise aus dem Dorf verduften“ klappt ja hervorragend.
Nach dem Aufschichten von Steinen und 6 Versuchen haben wir den Lux wieder in der Horizontalen und auf allen Vieren.
Wir atmen durch und sehen uns den Kollateralschaden an. Mit der Kederschiene sind wir im Stacheldraht des Zaunes hängengeblieben. Sie ist ein Bisschen aufgerissen und ein Stück Stacheldraht hat sich darin verkeilt. Ok, wenn’s nur das ist.
Endlich rollen wir wieder auf Asphalt. Los in Richtung Grenze. Auf nach Armenien.