Kuwait

Es geht nach Kuwait! Es gibt zwei Grenzübergänge zwischen Saudi Arabien und Kuwait. Wir wählen den westlichen Grenzübergang (Salmi). Die Grenze ist sehr entspannt, wir benötigen keinen PCR Test und das Visum haben wir bereits online beantragt und per Mail zugesandt bekommen.

Nachdem wir die Grenze passiert haben, fahren wir in Richtung Kuwait City.

Wir fahren zu Omar. Omar ist der Kuwaiti zu dem wir unsere Ersatzteile bestellt haben. Als wir ankommen werden wir herzlich begrüßt.

Wir checken die Teile, ob alles da ist was wir bestellt haben. Passt alles!

Omar zeigt uns seine Lieblingsstücke, sein umgebauter Landrover Defender 110 und seinen Toyota Landcruiser 78 Troopy natürlich V8 Diesel. Auch im Defender ist das Herzstück ein V8 Benziner mit 440PS. Den Motorumbau und auch alle anderen Umbauten hat Omar selbst gemacht. Dafür ist er hier in der kuwaitischen Offroad Szene auch bekannt.

Nach dem Besuch bei Omar fahren wir ein wenig durch die Stadt und übernachten in der Nähe der Kuwait Towers, dem Wahrzeichen der Stadt.

Wir wollen nicht nur die Dieselpumpe wechseln hier in Kuwait, sondern auch eine Macke im Lack, sowie die Bleche die als Ersatz für die Seitenscheiben dienen, lackieren lassen. Dabei ist Omar uns eine große Hilfe die passende Lackiererei zu finden. Er ist uns überall behilflich und nimmt sich unfassbar viel Zeit für unsere Angelegenheiten.

Doch zu Erst steht die Dieselpumpe auf dem Plan, wir fahren zu einem der SEHR vielen Toyota Händlern und Werkstätten. Diese gehören aber alle der gleichen Familie. An der ersten Adresse angekommen, schildern wir das Problem und was wir wollen. Wir sind hier aber falsch. Wir müssen zu Toyota International, da unser Lux aus Europa kommt und ein Diesel ist. Kein Problem, es ist gleich um die Ecke.

Omar kommt zu uns, um uns zu unterstützen. Hier wird alles aufgenommen, man ist sich aber noch nicht so ganz einig. Da es hier kaum Diesel Fahrzeuge gibt, ist es etwas sehr außergewöhnliches. So müssen wir nochmal die Werkstatt wechseln.

Dort wird nochmal alles gecheckt und im Werkstatthandbuch nachgeschaut. Sie können es machen, es soll 350KD kosten! Das sind über 1.000€ nur für das Wechseln der Pumpe ohne Teile! Das ist uns zu teuer! Omar bietet uns an, dass wir die Reparatur gemeinsam bei ihm zu Hause machen. Das Angebot nehmen wir gern an und sagen bei Toyota ab.

Wir entschließen uns nun erst die Lackierarbeiten machen zu lassen. Dies ist in der Lackiererei natürlich nicht in einem Tag gemacht, so können wir zum Glück im Auto in der Lackiererei übernachten. Nach gut eineinhalb Tagen sind wir damit fertig und das Ergebnis ist super. Während der ganzen Prozedur kommt Omar immer mal vorbei um zu schauen ob alles läuft und ob wir irgendetwas brauchen.

Durch verschiedene Posts in sozialen Netzwerken macht es ein wenig die Runde, dass wir in Kuwait sind. So erhalten wir viele Einladungen. Es sind so viele, dass wir gar nicht alle annehmen können. 

Da sich die Lackiererei in der Industrial Area befindet, nutzen wir die Gelegenheit nach dem Lackieren direkt für weitere Wartungsarbeiten. Wir lassen das Motoröl wechseln und tauschen die Reifen wieder durch. Zu dem suchen wir noch ein, zwei Spezialwerkzeuge welche wir für den Wechsel der Dieselpumpe benötigen.

Am Ende des Tages haben wir alles erledigt. Wir haben mit Omar vereinbart, dass wir in zwei Tagen zu ihm kommen um die Pumpe zu wechseln. So haben wir zwei Nächte Zeit um ein wenig zu entspannen.

Wir fahren auf die andere Seite der kuwaitischen Bucht, die Gegend soll sich gut eignen zum campen. Wir queren die Bucht über eine 30 Kilometer lange Brücke, ein Wahnsinns Bauwerk!

Angekommen auf der anderen Seite, ist überall unfassbar viel Müll! Sehr traurig, dass so ein wohlhabendes Land so etwas nicht in den Griff bekommt. An Geld kann es hier nicht mangeln.

Wir fahren einige Kilometer weiter und biegen ab in die Wüste. Dort ist weniger Müll  und wir finden einen netten Platz zum Übernachten. Die Nacht ist sehr angenehm und der nächste Morgen ebenso, wir relaxen ein wenig. Hanjo reinigt noch die Trommelbremsen.

Dann kommt ein Geländewagen vorbei. In gutem Englisch spricht uns der Herr an, woher wir kommen und sagt, dass er uns einladen möchte. Wir seien seine Nachbarn, da sein Camp nur 400 Meter entfernt ist. Schnell ist alles zusammengepackt und wir folgen ihm.

Angekommen am Camp von Faleh, so heißt unser Gastgeber, finden wir uns in einer winzigen Oase wieder. Er hat dort zwei Angestellte die sich um alles kümmern, denn er ist geschäftlich viel unterwegs. Faleh kommt aber ursprünglich aus einer Beduinen Familie. Er zeigt uns alles und wir fahren zu seinen Schafen und zu den Kamelen seines Nachbarn. Gegen Abend kommen seine Freunde vorbei, wie fast jeden Abend. Im typischen Beduinen Zelt sitzen wir unterhalten uns und trinken Tee oder Karak (schwarzer Tee wird zusammen mit Milch und Zucker gekocht). Es geht um alles Mögliche, die Kultur der arabischen Länder und deren Geschichte, aber auch aktuelle politische Themen wie der Krieg in der Ukraine.

Am späteren Abend gibt es für alle traditionelles Essen. Auf einem großen runden Tablett mit ca. einem Meter Durchmesser, wird Reis mit Hähnchen serviert. Gegessen wird typischerweise auf dem Boden und ohne Besteck. Es ist super lecker und man hat wieder einmal das Privileg etwas tiefer in die Kultur hier einzutauchen. Der Abend ist lang, was absolut normal ist für diese Länder hier. Die Freunde von Faleh verabschieden sich und wir gehen schlafen.

Faleh sagt uns, wenn wir irgendetwas bräuchten, egal was, sollen wir ihn kontaktieren und er gibt uns seine Handynummer. Wir können jederzeit wieder kommen, auch wenn er nicht da ist. Er wird in den nächsten Tagen geschäftlich unterwegs sein, unter anderem in Deutschland. Das wissen wir sehr zu schätzen, aber wir haben mit Omar ja bereits alles eingestielt.

Die Nacht ist ruhig und erholsam, wir frühstücken und machen uns auf dem Weg zu Omar. 

Omar hat uns schon vorgewarnt, dass einige andere Offroadbegeisterte noch vorbei schauen wollen.

Eigentlich wollen wir mit der Reparatur beginnen, doch der kleine Ansturm an kuwaitischen Overlandern hält uns erst einmal davon ab. Innerhalb kurzer Zeit stehen auf der Straße ein Defender (Q8Overland), ein weiterer Hilux, noch ein Troopy und ein RIESIGER Tundra.

Stolz zeigt uns jeder sein Offroadvehicle. Danach ist natürlich der Lux dran begutachtet zu werden.

An diesem Tag tauchen wir in ich weiß nicht wie vielen, Instagramstories auf und die Zahl an Followern auf unserem Profil steigt um mehr als 2000. Zusammen mit den Jungs essen wir zu Mittag. Es geht um Camping, Overlanding und Offroad fahren. Wir verabreden uns mit allen für das Wochenende zum Campen.

Bis wir endlich anfangen am Lux die Dieselpumpe auszubauen ist es bereits nach 15 Uhr. Während wir schrauben unterhalten wir uns weiter. Durch diese Ablenkung unterläuft uns ein kleiner Fehler.

Wir vergessen vor dem Herausnehmen der Dieselpumpe einen O-Ring zu entfernen. Dadurch klemmt die Pumpe plötzlich und lässt sich nicht ausbauen. Mit einer Mutter schrauben wir das Teil vor und zurück um den Gummiring zu zerstören. Mit Erfolg. Wir können die Pumpe ausbauen. Nach kurzer Zeit wir jedoch klar, dass wir die Mutter bzw. deren Gewinde bei der Aktion beschädigt haben. Bei der neuen Pumpe ist keine Mutter dabei. Mist. Fertig einbauen können wir die neue Dieselpumpe heute also nicht mehr. Hanjo und Omar fahren los zum Toyota Dealer. Der hat aber für heute leider schon geschlossen. Und so übernachten wir die erste Nacht im Lux in Omars Auffahrt. 

Am nächsten Morgen starten wir einen neuen Anlauf die Mutter zu finden.

Mit einem Auto von Omar klappern wir unzählige Toyota Ersatzteilhändler ab. Ohne Erfolg. In Kuwait gibt es so gut wie keine Diesel Fahrzeuge. Dementsprechend hat auch keiner Ersatzteile dafür.

Über Instagram bekommt unsere mittlerweile strak gewachsene Community das Problem mit. Ein Herr meldet sich bei uns, er meint es könnte das Teil in Saudi Arabien geben, da dort mehr Diesel Fahrzeuge gefahren werden. Direkt bietet er auch an in Riad beim Toyotahändler anzurufen. Einige Zeit später erfahren wir, dass das Teil dort vorrätig ist.

Problem: Wir können selbst nicht hin fahren. Der Lux läuft ja nicht und unser Kuwait Visum berechtigt nur zur einmaligen Einreise.

Prompt bietet der nette Herr an, dass er das für uns regelt. Zwei Tage müssen wir uns jedoch gedulden.

Omar zeigt uns den Markt (Souq) Mubarakiya. Ein riesiges Areal auf dem sich kleine Läden aneinanderreihen. Unterschiedlichste Waren werden angeboten. Natürlich wieder viel Parfüm aber auch Obst, Gemüse, Fisch, Kleidung, Datteln usw.

Den nächsten Tag verbringen wir mit Botschafts Besuchen. Bei der iranischen Botschaft tauschen wir unser vorläufiges, elektronisches Visum in das endgültige um. Anschließend besuchen wir die irakische Botschaft um dort ein Visum zu bekommen. Europäer bekommen das Visum bei Einreise in den Irak on arrival. Allerdings denken wir, dass der Grenzübertritt höchstwahrscheinlich schneller gehen wird, wenn wir das Visum bereits haben. So zumindest unser Plan. Die irakische Botschaft ist anderer Meinung. Da für uns als deutsche die Regel für das Visum on arrival gilt können sie uns vorläufig kein Visum ausstellen. Wir sollen einfach mit einem PCR Test zur Grenze fahren. Ok. Der Herr wird wohl Recht haben.

Wir fahren zum Markt wo wir gestern Abend schon waren um in einer der vielen Wechselstuben Geld in US Dollar zu tauschen. Das Visum im Irak muss nämlich in bar und in US Dollar bezahlt werden. Und damit ist dann auch schon wieder ein ganzer Tag rum.

Die Mutter (das Ersatzteil) wird irgendwie von irgendwem von Riad in die Nähe der Kuwaitischen Grenze gebracht. Der nette Herr aus Instagram düst von Kuwait City los, passiert die Grenze zu Saudi, holt das Teil ab und liefert es bis an Omars Haustür. Wir sind überwältigt. Wir haben den Mann nie zuvor gesehen und trotzdem eine solch aufopfernde Gastfreundschaft. Er ist nur für unser Problem 130km einfache Strecke gefahren. Sehr dankbar nehmen wir das Teil entgegen und fragen, was es gekostet hat. Er will kein Geld. Es habe fast nichts gekostet und es wäre schon ok. WoW. Als kleinen Dank ist das Mindeste was wir tun können ihm den Lux zu zeigen und ihm einen Aufkleber von uns zu schenken. Dann ist er auch schon wieder verschwunden.

Im Dunkeln bauen wir endlich alles wieder zusammen und ein. Die neue Dieselpumpe muss aber in den Bordcomputer angelernt werden. Das wollen wir morgen beim Toyota-Mann machen lassen. Linda entdeckt aber im Werkstatthandbuch, dass das auch recht einfach selbst durchzuführen ist. Schnell übersetzt sie Omar den deutschen Text des Werkstatthandbuchs in Englisch. Nach kurzem Googlen weiß Omar wie es geht und bastelt ein Kabel zusammen. Wir überbrücken zwei Schnittstellen des Boardcomputers und nehmen so die Initialisierung selbst vor. Der Lux läuft wieder!

Am nächsten Tag wollen wir gern noch die Blattfedern schmieren und fragen Omar wo wir eine kleine Werkstatt mit Hebebühne finden können. Er kontaktiert eine Firma und prompt sind wir eingeladen die Hebebühne einer Werkstatt umsonst zu benutzen.

Am späten Nachmittag fährt Omar mit uns hin. Es ist nicht irgendeine Werkstatt, es ist eine Werkstatt für Geländefahrzeuge. Sie verbauen neue Fahrwerke, Bumper etc. (UR Offroad). Wir bekommen den kleinen, sehr gut sortierten Shop gezeigt und fahren dann in die Werkstatt, welche in einer Tiefgarage ist. Glücklicherweise passt der Lux rein.

Schnell ist der Lux unter den Blicken vieler Zuschauer angehoben und wir schmieren die Blattfedern. Während dessen ziehen Mitarbeiter ALLE Schrauben am Lux nach. Linda steht am Laptop mit dem Werkstatthandbuch und sagt den Jungs an mit wieviel Nm welche Schraube angezogen werden muss. Was ein Service!

Natürlich bezahlen wir wieder nichts dafür und Abendessen gibt es auch noch in der Werkstatt. Als wir gehen wollen sagt einer der Angestellten, dass sie noch ein kleines Geschenk für uns hätten. Andere Mitarbeiter jedoch den Verkaufsraum abgeschlossen hätten und sie nicht ran kämen. Wir sollten noch kurz warten. Ok, kein Problem es stehen ja genug interessante Autos herum die man anschauen kann. Kurze Zeit später kommen zwei Mitarbeiter mit einer riesen Kiste auf uns zu welche für uns sein soll. Wir stauen nur noch. In der Kiste befinden sich neue Tassen, Flaschen, ein 12V Wasserkocher, zwei Zeltventilatoren und verschiedene Lampen. Wir bedanken uns natürlich herzlich und suchen ein Platz zum Verstauen. Der Lux ist langsam ziemlich voll…

Wir füllen Wasser auf und Omar packt seinen Troopy. Wir wollen mit ihm und seinen Freunden campen gehen.

Jamal, der Fahrer des Defenders (Q8Overland), hat einen Platz gefunden und sendet die Google Maps Koordinaten. Und so treffen wir uns mit Omar, Jamal, Faisal und Abu Ali in der Wüste.

Es gibt Tee, leckeres vom Grill und wir steuern einen im Lux selbstgebackenen Kuchen zu. Die Gruppe erfährt von unseren Plänen den Irak passieren zu wollen um in den Iran zu kommen. Alle sind direkt etwas besorgt und sagen, dass das allein keine gute Idee sei. Wir erzählen von anderen Reisenden welche dies in letzter Zeit taten, nur in der Gegenrichtung. Abu Ali und Omar kontaktieren Overlanding Freunde im Irak. Schnell wird zugesagt, dass sie zur Grenze kommen, uns abholen und bis zur Iranischen Grenze eskortieren. Wir vereinbaren einen Termin und eine Uhrzeit. Der restliche Abend ist reinste Campingromantik unter Sternenhimmel. 

Am nächsten Morgen heißt es Abschied nehmen. Herzlich und fast mit kleinen Tränen in den Augen verabschieden wir uns von allen und fahren los einen PCR Test zu machen.

Auf dem Weg ploppt wieder eine von unzähligen Instagram Nachrichten auf. Ein Kuwaiti, in Deutschland geboren und 2002 mit den Eltern nach Kuwait zurückgekehrt lädt uns für den Abend zum Grillen in der Wüste mit seinen Freunden ein. Mal wieder etwas deutsch sprechen wäre nicht schlecht. Wir sagen also zu.

Während der Gastgeber noch einkaufen fährt holen uns zwei seiner Freunde auf dem Parkplatz des PCR Testzentrums ab. Wieder fahren wir über die lange Brücke auf die andere Seite der Bucht.

Wieder beantworten wir dieselben Fragen wie immer. Wie sieht eure vergangene und zukünftige Reiseroute aus? Ist die Kabine selbst gebaut? Wie war Afrika? Usw.

Während wir erzählen kommen immer mehr dicke Autos mit großen Motoren an, sodass wir am Ende eine Gruppe von ca. 15 Personen sind. Der Gastgeber und seine beiden Brüder sprechen deutsch. Für alle anderen ist die Kommunikationssprache Englisch. Und so wechseln wir nur wenige deutsche Worte, da sich der Rest schnell ausgeschlossen fühlt. Es wird viel verschiedenes gegrillt und wir sind nach dem Essen übersatt, denn wir müssen natürlich von allem etwas probieren. Gegen 1 Uhr in der Nacht fahren alle wieder nachhause. Allein bleiben wir in der Wüste zurück und haben eine ruhige Nacht. 

Zum ersten Mal seit langem stellen wir uns einen Wecker. Morgen früh wollen wir Hanjos Bruder besuchen.

Er arbeitet an einem Bohrturm hier in Kuwait und ist gestern für einen neuen Turn angekommen. Die Sonne weckt uns vor dem Wecker, wir frühstücken schnell und machen uns fertig. Ca. 100km sind es zum Bohrturm.

Angekommen freuen wir uns sehr Hagen zu sehen, denn bei unserem Aufbruch zu dieser Reise war er auch in Kuwait und so liegt das letzte Treffen 10 Monate zurück.

Wir bekommen Sicherheitsschuhe, Overalls, Handschuhe und Helme. Linda sieht lustig aus, denn die Overals sind in XXL. Auf geht’s zu einer Bohrturm-Tour. Hagen zeigt und erklärt uns alles. Beeindruckend! Wahnsinns Technik und Organisation das alles mitten in der Wüste am Laufen zu halten. Zum Mittag fahren wir ins Camp der Anlage und essen. In der Küche wurden wir wohl groß angekündigt und so gibt es Suppe, Salat, Nudeln und Hähnchen auf Jugendherbergsniveau. Zurück an der Anlage in Hagens Schlaf-Container fragen wir vorsichtig wie viel Platz er auf dem Rückflug in seinem Koffer hat. Wir haben Glück, der Koffer wird so gut wie leer sein. Und so laden wir einige Geschenke und andere Sachen aus dem Lux in Hagens Koffer um wieder mehr Platz zu haben.

Es wird schon langsam dunkel als wir den Bohrturm verlassen. Wir beeilen uns, denn bis zur irakischen Grenze sind es noch ca. 130km.

Kurz nach Einbruch der Dunkelheit stoppen wir ca. 30km vor der Grenze zum Schlafen und stellen den Wecker auf 4:30.

Um 6 Uhr am nächsten Morgen sind wir mit unserer Eskorte auf der irakischen Seite der Grenze verabredet. Der Wecker klingelt, wir machen uns fertig, frühstücken, gehen dabei nochmal alles durch und dann fahren wir auch schon los.

Am ersten Checkpoint wecken wir den Beamten, er lässt sich alle Dokumente zeigen und lässt uns passieren. Am Grenzgebäude der kuwaitischen Grenze halten wir an. Gut die Ausreise sollte schnell erledigt sein. Auf der irakischen Seite stellen wir uns auf mehr Probleme ein. Die irakischen Overlander melden sich, dass sie gleich da sind. Sie kommen ganz aus Bagdad für uns (600km einfache Fahrt)! Gut also erstmal ausreisen.

Auch am Schalter wird gerade aufgestanden, die Beamten schlafen einfach auf dem Boden hinter dem Schalter. Wir geben die Pässe ab. Er fragt nach dem Visum, wir zeigen ihm unser E-Visa auf dem Handy von Kuwait. Danach fragt er nach dem Visum für den Irak, wir haben keins. Wir erklären ihm, dass EU Bürger ihr Visum an der Grenze „on Arrival“ erhalten. Wir fangen an zu diskutieren, da der Beamte der Meinung ist wir bräuchten ein Visum im Pass. Zudem verlangt er einen grünen Zettel, eine Art Permit. Ohne diesen können wir das Land an dieser Grenze nicht verlassen.

Wir diskutieren eine Weile rum, aber es hilft nichts, wir können nicht ausreisen. Sie sagen uns wir könnten das Permit am Flughafen in Kuwait bekommen. Puh! Das heißt 130km zurück fahren, okay erstmal zum Auto.

Am Auto angekommen, informieren wir die Irakis und auch Omar, sowie ein paar andere. Der Grenzpolizei geht es nicht schnell genug, wir sollen jetzt sofort das Grenzgelände verlassen! So werden wir aus dem Grenzgelände rauseskortiert.

Wir halten kurz und warten ob sich jemand von den Kuwaitis zurück meldet. Fehlanzeige, es ist auch erst 6:30. Sie sind wahrscheinlich noch nicht wach. Also machen wir uns auf den Weg zurück. Unterwegs melden sich alle zurück. Sie haken nach, da sie ranghohe Leute bei der Polizei, dem Militär, sowie verschiedenen Ämtern kennen. Nach einer Weile steht fest, wir brauchen dieses Permit. Ohne können wir die Grenze zum Irak nicht passieren.

Sie schicken uns die genaue Adresse wo wir hin müssen, so brauchen wir nicht groß suchen. Dort angekommen, schildern wir das Problem. Aber auch hier bleibt man hartnäckig. Ohne irakisches Visum im Pass gibt es kein Permit. Während wir dort sind, fährt Omar zur irakischen Botschaft. Er erklärt die Problematik dort, aber es bleibt dabei sie können so kein Visum ausstellen. Mittlerweile ist es Mittag, wir müssen den Irakis absagen. Es tut uns so leid, da sie für uns extra 600km zur Grenze gefahren sind. Sie nehmen es sportlich und wissen, dass wir nichts dafür können.

Wir fahren zu Omar um dort zu überlegen was wir für Alternativen haben und was es sonst noch für Möglichkeiten gibt.

Es gibt Optionen an ein irakisches Visum zu kommen (s. Blogeintrag) jedoch liegen diese außerhalb unseres Zeitrahmens (6-8 Wochen warten). Und so bleibt uns nur eins um in den Iran zu kommen, ein Schiff.

Durch Covid sind viele Fähren noch immer ganz oder teilweise ausgesetzt. Die einzige, welche verlässlich zwei Mal wöchentlich fährt, startet in Dubai. Würde für uns bedeuten ca. 1400km zurück nach Dubai zu fahren und das Auto für die Fähre abgeben, denn sie befördern noch immer keine Passagiere. Wir müssten dann fliegen und wären mit den Kosten für die Fähre und unseren Flügen bei ca. 1200€. Nach den finanziellen Belastungen der ganzen Reparaturen und den beiden schon erfolgten Verschiffungen sehen wir diese Option nur als Notlösung. Auch der Weg zurück nach Jordanien und von dort in den Irak kommt für uns auf Grund der hohen Ein- und Ausreisekosten Jordaniens und der Sicherheitssituation im Irak (in der Region welche wir dann durchqueren müssten) nicht in Frage.

Omar setzt alle Hebel für uns in Bewegung. Er ist am Telefonieren, WhatsApp Nachrichten schreiben und Voicemails verschicken. Nach einiger Zeit sagt er, dass es wohl die Möglichkeit gibt mit einem kleinen Schiff von Kuwait City aus den Lux nach Abadan in den Iran zu schiffen.

Das hört sich doch ganz gut an. 120KD soll das kosten (ca. 360€), hinzu kämen noch Flüge, da auch dieses Schiff keine Personen mitnimmt. Sie nennen das Schiff hier „Douber“. Ein kleines Frachtschiff auf welches der Lux, aufgehängt an den Felgen, mit einem Kran gehievt wird. Leider soll es nähere Informationen zum Lade- und Abfahrtszeitpunkt erst in ein paar Tagen geben. Mehr können wir im Moment also nicht tun.

 

Warten.

Am Abend treffen wir uns wieder mit Omars Jungs. Diesmal bei Feisal zu Hause. Er hat ein Fabel für Yachten und Boote und zu diesem Thema einen sehr erfolgreichen Instagramaccount.

Ja ihr hört hier ständig Instagram. Diese Socialmedia Plattform ist hier DAS Ding! JEDER und ALLES hat hier einen Account. Von der Privatperson über Geschäfte, Ministerien und Auktionshäuser. Schafe, Autos usw. werden über die Funktion „Instagram Live“ versteigert oder verkauft.

Faisals „Man-Cave“ (Männerbude/-zimmer), in welche wir eingeladen sind, ist sehr schön hergerichtet. Deko aus maritimem und camping Equipment. Eine kleine Werkstattzeile und ein Schreibtisch.

Später gehen wir wieder zum Markt (Mubarakiya). Faisal lädt alle zu Seafood ein und so gibt es Fisch, Shrimps, Fladenbrot, Hummus und Salat. Für uns ist der Markt immer noch unglaublich schön und aufregend. Das kleine Restaurant befindet sich mitten zwischen den vielen Verkaufsläden, sodass wir am Tisch kaum dem Gespräch folgen können, denn der Trubel drum herum zieht immer wieder unsere Aufmerksamkeit auf sich.

Wir bekommen durch andere Reisende ein Dokument zugespielt, welches von einem irakischen Offiziellen stammt. Dieses belegt, dass Europäer (und einige andere Nationalitäten) ein Visum on arrival bekommen. Es sieht sehr offiziell aus und so versuchen wir nochmal den grünen Zettel, das Permit damit zu bekommen. Bei der Behörde am Flughafen treffen wir diesmal auf einen sehr netten Polizisten, welcher wieder versucht alles für uns zu tun. Doch auch er sagt uns am Ende, ohne irakisches Visum kein Permit.

Wir fahren quer durch die Stadt nochmal zur irakischen Botschaft. Dort kennt man uns mittlerweile und wir werden direkt beim Eintreten zum Schalter gewinkt an dem der Herr sitzt welcher Englisch spricht. Wir zeigen ihm den Zettel und erklären nochmal. Wie beim letzten Mal erklärt er uns mit einer unfassbaren Ruhe, dass er nicht befugt ist uns ein Visum auszustellen, das stehe ja nun auch in dem von uns vorgelegten Schreiben.

Der nette Polizist von vorhin gab uns seine Telefonnummer. Wir rufen ihn an und drücken dem Herrn von der Botschaft das Telefon in die Hand. Vielleicht können sie ja ihre bürokratische Hürde gemeinsam klären. Aber auch nach einem ca. 8 minütigen Telefonat erklärt uns der Botschaftsmitarbeiter wieder das Gleiche. Ok, wir haben es verstanden, der Landweg ist für uns definitiv nicht möglich. Beim Verlassen der irakischen Botschaft wundern wir uns beide wie der Herr so lange so freundlich und geduldig bleiben konnte. Wir wären an seiner Stelle beide schon an die Decke gegangen bei solch nervigen Touristen.

 

Also warten wir auf die Infos zum Schiff. Die Tage verbringen wir mit Berichte schreiben, durch die „The Avenues“ Mall schlendern, nochmal Hanjos Bruder besuchen und Linda schreibt Bewerbungen.

An einem Abend besuchen wir ein Cafe in der Mall in welches wir eingeladen wurden. Der Besitzer selbst, der uns eingeladen hat, ist aber gar nicht da. Und so bedanken wir uns nach einer sehr üppigen Verkostung lokaler Speisen, per Videonachricht bei ihm.

„The Avenues“ Mall ist gigantisch! Wir zählen drei H&M Filialen und die Starbucks braucht man gar nicht anfangen zu zählen, an jeder Ecke einer. Da es im Sommer so heiß ist (bis zu knapp über 50C) sind solche Malls hier sehr beliebt, um Zeit außerhalb der eigenen vier Wände verbringen zu können. Über die Jahre wurden immer wieder neue Teile an die Mall angebaut, sodass das Shoppingerlebnis sich auf eine Länge von über einem Kilometer auf zwei Etagen zieht. Kuwait ist recht offen. Man beobachtet Frauen mit und ohne Kopftuch, traditionell oder modern gekleidet. Resultierend aus den vielen Nationen und Religionen die hier zusammen kommen, kann hier jede(r) tragen was er möchte. (4,2 Millionen Einwohner, davon nur ca. 33% einheimische Kuwaitis)

Fein gekleidet und geschminkte Frauen flanieren die Ladenstraße entlang. Hinter ihnen meist ein Gefolge von Kindern und den Nannys welche die Kinder sitten. Wir staunen, was wir hier sehen.

 

Auch am Samstag, dem versprochenen Termin für mehr Infos zum Schiff, passiert nichts Neues. Wir werden auf Dienstag oder Mittwoch für das Aufladen des Autos vertröstet.

Der Ramadan beginnt. Ein Monat fasten die Muslime nun. Wir wissen noch nicht genau wie das abläuft und in welcher Art wir Auswirkung dessen erfahren werden. Geduldig und ausführlich beantwortet uns Omar alle unsere Fragen zum Fastenmonat.

Wann genau der Ramadan beginnt und endet hängt mit dem Mond zusammen. Genaue Uhrzeiten werden, aus dem muslimischsten aller Länder, Saudi Arabien festgelegt. Nur in der Dunkelheit (eine Stunde nach Sonnenuntergang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang) wird gegessen und getrunken. Über Tag wird NICHTS gegessen und NICHTS getrunken. Für uns bei den Temperaturen von 38-43C momentan unvorstellbar.

Das Arbeiten wird im ganzen Land für Muslime auf nur noch 50% runtergefahren. Am ersten Tag merkt man Omar sichtlich an, dass er zu kämpfen hat. Er ist still, in sich gekehrt und schläft den Tag über viel. Am Abend geht er in das Haus seiner Eltern und isst mit der Familie zusammen. Danach geht es ihm sichtlich besser. Nach einem Moscheebesuch verlässt er das Haus wieder gegen 22:30 um zu einem Treffen mit Freunden zu fahren. Für den Ramadan ganz typisch, dass man sich jeden Abend bei jemandem trifft. Natürlich größtenteils nur die Männer. Für diese Treffen haben größere Familien ein extra Haus neben dem Wohnhaus welches nur für solche Zusammenkünfte existiert.

Da dies alles ein großer Aufwand in Sachen Unterhaltung und Bewirtschaftung ist hat hier so ziemlich jede Familie ab dem Mittelstand Personal. Meist drei Personen von den Philippinen, Bangladesch oder Indien. Ein Fahrer, eine Nanny für die Kinder und jemanden der kocht. Für uns eine andere Welt. Auch Omars Familie beschäftigt drei Philippinos. Sie kochen, waschen, putzen, versorgen die Kinder, kochen und kümmern sich um alles was anfällt. Es ist uns unangenehm und wir versuchen so viel es geht uns selbst um unsere Belange zu kümmern (Wäsche, Abwasch…).

Gefühlt machen sie jetzt hier die Nächte durch. Die Straßen sind im Dunkeln voller Autos (hauptsächlich echt dicke Karren, von der Mercedes G-Klasse über Porsche bis hin zu Lamborghinis), alle Läden haben bis weit nach Mitternacht geöffnet. Glücklicherweise haben die Supermärkte auch tagsüber geöffnet. So ziemlich alles andere ist geschlossen. Wir essen tagsüber nur noch im Lux um es Omar nicht noch schwerer zu machen.

Sonntag, der Montag der muslimischen Welt. Wir fahren zur deutschen Botschaft. Wir haben ja sonst nichts zu tun und vielleicht hat man dort noch eine Idee wie wir mit unserem Problem weiter kommen könnten. Google spuckt als Sitz der Botschaft den 40. Stock in einem der Wolkenkratzer aus. Der Blick über die Stadt ist der Wahnsinn. Wir werden von einer Security-Dame empfangen und auf Englisch nach unserem Anliegen gefragt. Dazu sei die Botschaft nicht zuständig wir müssten zum deutschen Konsulat fahren (am anderen Ende der Stadt). Sie stellt uns eine Telefonverbindung her. Laut der Auskunft am Apparat sollen wir einfach eine Mail schicken. Na toll, das kann ja wieder Tage dauern…

Ein Bundespolizist kommt aus der Botschaft und bemerkt, dass wir deutsche sind. Er fragt auf Deutsch nochmal nach dem Problem. Geduldig erklären wir nochmal. Auch er sagt, dass wir zum Konsulat müssten und nennt uns die Adresse. Dass Botschaft und Konsulat getrennt sind ist mehr als unpraktisch muss auch er eingestehen.

Am Konsulat angekommen, welches wieder in einem Hochhaus untergebracht ist, erzählen wir einer Security-Dame wieder auf Englisch was los ist. Sie fragt nach, dann werden wir endlich mal vorgelassen. Durch dickes Glas stehen wir der Dame mit welcher wir schon telefoniert haben gegenüber. Etwas ungehalten meint sie, dass sie doch sagte wir sollten eine Mail schreiben. Wir erklären, dass es ja nun persönlich etwas schneller ginge. Außerdem ist niemand außer uns da. Kein weiterer Publikumsverkehr. Sie bedeutet uns zu warten, steht auf und verschwindet. Einige Zeit später kommt eine andere Dame zum Schalter. Sie spricht perfekt Deutsch und ist wohl die Chefin der konsularischen Abteilung. Wir schildern also nochmal ausführlich den Fall. Sie versteht, kann uns aber nur raten es wieder und wieder bei den kuwaitischen Behörden zu versuchen. Manchmal ist es ja von den anwesenden Personen und deren Laune abhängig ob man was erreichen kann. Der seit gestern begonnene Ramadan macht es natürlich nicht besser.

Zurück in Omars Haus packen wir unsere Karten aus und beginnen mit der weiteren Reiseplanung für die Länder Aserbeidschan, Armenien und Georgien. Hanjos Handy klingelt, es ist Omar der von seiner Arbeit aus anruft. Er fragt, ob wir sofort zur irakischen Botschaft fahren könnten. Wir müssten dort mit einem bestimmten Herrn sprechen dessen Name er uns gleich aufs Handy schickt. Ok, wir brausen los. Angekommen winkt uns der englischsprachige Mitarbeiter direkt zu sich. Man kennt uns schon, ist ja immerhin nun schon unser fünfter Besuch. Hanjo zeigt ihm den Namen mit wem wir sprechen wollen. Er macht große Augen und sagt: „The Consul! Have a seat.“ Wir sprechen also gleich mit dem Konsul der irakischen Botschaft in Kuwait. Wir warten eine Weile. Zwei Herren in Anzug betreten die Wartehalle. Die Wartenden springen auf, Hände werden geschüttelt. Dass muss er wohl sein. Er kommt auf uns zu und auch wir stehen auf und schütteln Hände. Der Konsul ist ein jüngerer Herr welcher perfekt Englisch spricht. Der ältere Herr ist der Botschafter persönlich. Der Botschafter lässt uns wissen, dass er heute Morgen einen Anruf bekommen hat, dass wir Probleme haben. Geduldig hört er sich unsere Schilderungen an und bittet uns in das Büro seines Konsuls.

Ein Büro wie man es sich für eine Botschaft vorstellt. Fliesenboden, Schreibtisch und Sofatisch aus schwerem dunklem Holz. Ledersofa und ein großer Schreibtischstuhl hinter dem Schreibtisch. Die Flagge darf natürlich nicht fehlen.

Er fragt nach, wie wir in den Irak reisen wollen und wird stutzig, dass wir mit dem Auto unterwegs sind. Das wäre nicht so einfach im Irak und das sei das Problem. Wir berichten vom Carnet de Passage (Reisepass fürs Auto) und Hanjo holt es schnell aus dem Lux. Irak ist eindeutig in der Liste der Länder, welche dieses Dokument akzeptieren, aufgeführt. Er ruft im Irak den Chef des Zolls an und schnell ist klar, dass das Auto in Verbindung mit dem Carnet kein Problem darstellt. „But you need a Visa!“ Ja genau, dass ist das Problem! Wir bekommen es als Europäer on arrival aber die Kuwaitis lassen uns ja nicht bis an die irakische Grenze vor. Er versteht und weiß auch über das Permit (grünes Papier) welches wir noch benötigen Bescheid. „Ok, I’ll issue you a visa!“ Was jetzt?! Im Ernst? Wir bekommen jetzt doch das Visum vorher? Mega! Still freuen wir uns und der Stellvertreter zieht los um Visaanträge zu holen. Linda füllt den Papierkram aus während Hanjo und der Botschafter sich über unsere bisherige Reise und die Sehenswürdigkeiten im Irak austauschen. Noch ein Passfoto, 100USD, unsere Pässe und wir können die Visa übermorgen abholen. Wir verabschieden uns und Linda wünscht „Ramadan Kareem“, was zu Erstaunen führt und sehr wertgeschätzt wird.

Omar ist vom Arbeiten zurück und wir erzählen ihm die ganze Geschichte. Er freut sich mit uns. Fragt nicht wie aber über seinen Cousin und 1000 Ecken hat unsere Geschichte wohl die höchsten Kreise hier im Land erreicht und uns das Gespräch mit dem Botschafter und Konsul ermöglicht. Man muss hier Beziehungen haben.

Am Abend nach dem großen Ramadanessen gehen wir eine Runde um den Block Spazieren. Die Straßen sind wieder voll von protzigen Autos und die V8 Motoren jagen an uns vorbei. Die Häuser in welchen man sich Versammelt sind hell erleuchtet und Männer in ihren weißen Gewändern mit weißen Tüchern (typisch für Kuwait, in Saudi trägt man weiß/rote Tücher, im Oman bunte, bestickte) und dem schwarzen Ring auf dem Kopf schlüpfen durch die prunkvollen Eingänge. In einer Straße ist Stau. Ein Defender mittendrin. Der Herr lässt das Fenster herunter und spricht uns mit den Worten: „I know you from Instagram!“ an. Wir müssen lachen. Er wünscht uns eine gute weitere Reise und wir verabschieden uns. Sind wir schon so berühmt hier, dass wir sogar ohne den Lux erkannt werden!? Unfassbar.

Zwei Tage sind vergangen und so können wir unsere Pässe bei der irakischen Botschaft abholen. In der Botschaft, warten wir kurz in der Halle mit den Schaltern. Dann werden wir wieder ins Büro gebeten. Der Konsul überreicht uns die Pässe. Mega, wir haben das Visum! Wir sind aber noch nicht fertig, es wird noch ein Brief geschrieben. Diesen Brief sollen wir an den Grenzen vorzeigen, damit soll die Einreise vereinfacht werden. Während dessen beschriftet der Konsul unser Carnet mit Zetteln. Er schreibt jeden Schritt auf Arabisch, um so Komplikationen vorzubeugen. Als alles fertig ist, führt uns der Konsul weiter durch die Botschaft. Was denn jetzt noch? Wir fahren mit dem Aufzug in den zweiten Stock. Der Konsul öffnet uns eine Tür und bittet uns rein. Ein luxuriöser Warteraum mit einer Rezeptionistin. Wir sollen uns setzen. Kurze Zeit später werden wir ins Büro gebeten. Ein gigantisches Büro, wir staunen nicht schlecht. Der Botschafter begrüßt uns herzlich! Wir nehmen in bequemen Sesseln vor seinem Schreibtisch Platz. Der Konsul und der Botschafter gehen nochmal die beiden Briefe durch (für jede Grenze einen). Gleichzeitig unterhält sich der Botschafter mit uns, was unsere weiteren Pläne sind. Nachdem alles erledigt ist, bekommen wir noch die Visitenkarten der beiden Herren. Sollten wir Probleme haben, sollen wir einfach anrufen!

Man merkt die beiden sind wirklich daran Interessiert, dass der Irak in ein besseres Licht gerückt wird. Echt klasse und Wahnsinn, dass dies uns jetzt so ermöglicht wurde. Im Anschluss fahren wir direkt zum Flughafen um unser Permit zu bekommen. Auch hier kennt man uns mittlerweile. Wir geben die Pässe ab und unser elektronisches Visum von Kuwait. Es dauert etwas länger als eine Stunde und dann halten wir unsere beiden grünen Permits in der Hand. Es dauerte so lange, weil der verantwortliche zum Unterschreiben nicht da war. Während der Wartezeit konnten wir die Produktivität der kuwaitischen Behörden beobachten, da soll sich nochmal jemand über deutsche Behörden beschweren…

Eins fehlt noch, der PCR Test. Das erledigen wir noch schnell auf dem Weg zurück zu Omar. Bei Omar angekommen zeigen wir Omar den Brief der Botschaft. Er übersetzt uns den Text. Darin steht, dass alle Beteiligten uns die Einreise bzw. Ausreise möglichst einfach machen sollen und es keine Behinderungen geben soll. Wir sind gespannt ob alles so klappt. Gegen Abend kommen die PCR Test Ergebnisse, wir sind beide negativ. Die Ergebnisse drucken wir noch aus und legen alle Dokumente zusammen. Wir verbringen den letzten Abend bei Omar.

Am nächsten Morgen um 6 Uhr verabschieden wir uns von Omar, bedanken uns nochmals für die Wahnsinns Gastfreundschaft und Hilfe während der ganzen Zeit. Dann machen wir uns auf den Weg zur Grenze.